Nun habe ich mich doch entschlossen die Ausrüstung meines Trabers einzumotten (sprich reinigen, ölen, trocken lagern) und mich nur noch der Kleinen zu widmen. Vorher hatten mein Renner und ich noch 2 schöne Konflickt- und Sturzfreie Ausritte. Vielleicht ist es ja auch zu den Stürzen gekommen weil ich mich selbst zu sehr unter Druck gesetzt habe. Ein schlechtes Gewissen bleibt. Mein Brauner hat sich oft gefreut wenn ich mit dem Sattel kam. Doch beim Reiten steht für mich die Erholung, der Spaß im Vordergrund und zwei Pferde regelmäßig zu bewegen hat sich als Stress herausgestellt.
So habe ich Prioritäten gesetzt. Die Kleine muß mindestens 6 Monate regelmäßig geritten werden um die Ausbildung zu festigen, während der Traber nach 5 Jahren unter dem Sattel in einer Pause sicher nichts verlernt.
Bis jetzt läßt sich das Schimmelchen gut an. Herrchen begleitet uns die ersten 200m und dann sind wir alleine unterwegs. Über die Straße in den Wald trau ich mich noch nicht, aber auch auf der Luchseite sind einige Waldstücke (ich liebe Wald). Sollte sie mich dort im Stich lassen (was mein Traber nie getan hat), so kann sie nach hause laufen ohne über eine verkehrsreiche Straße zu müssen.
Der Ausritt gestern lief nun etwas chaotisch ab. Ich hatte keine rechte Lust überhaupt zu reiten, da es sehr windig war. Im Wald merkt man den Wind nicht, aber im Luch weht er besonders frisch und ist für jedes gesunde Pferd eine Herausforderung zum ebenfalls frischen Galopp. Als wir dann beim Satteln waren begann die Agrargenossenschaft im Luch mit der Strohabfahrt (viele große Maschinen von denen nur manche bei der Begegnung mit kleinen Pferden Rücksicht nehmen). Ich wollte nicht mehr reiten aber meine bessere Hälfte fand es doof nun alles Abzubrechen und morgen wieder anzufangen (wer weiß wie dann die Umstände sind ?). Ich habe mich breitschlagen lassen. Alles war wie immer nur mein Pferdchen etwas nervös. Wahrscheinlich hat sich meine Nervosität übertragen. Sie ist schnell mal angetrabt, was ich dann wieder zum Schritt durchparieren mußte, und im Trab angaloppiert, was ich nicht ganz so streng ahnde, aber wenn ich es ansage, dann muß aus dem Galopp Trab werden. Als ich merkte wie verkrampft ich bin habe ich als Gegenmaßnahme ein Liedchen geträllert. Das hilft man entspannt und so auch das Pferd. Wenn Euch also mal aus dem Wald "Ein Jäger aus Kurpfalz" entgegentönt (ich hoffe nicht allzu schräg) dann ist das wahrscheinlich ein ängstlicher Reiter. Alles lief besser als erwartet, auf der Brache am Waldsaum knackte es mal kurz im Wald, was zwei Schritte des Pferdes zur Seite (kein Galopp über die Brache) zur Folge hatte, beim 2. mal Knacken keine Reaktion des Pferdes mehr. Ich wurde mutig und trabte sogar, trotz Wind, auf der Brache den Waldrand entlang.
Noch eine Schleife durch den Wald und wieder ins Luch, den Sandweg nach hause, dachte ich ... Als gerade als ich aus dem Wald in den Sandweg einbiegen wollte ein lautes Geräusch (brechendes Holz) ertönte und eine dunkle Gestalt 10m neben uns erschien. Na toll, dachte ich, jetzt brechen die Pilzsammler schon Äste ab, und schon stürmte mein Pferd los. Glücklicherweise auf den Sandweg Richtung Heimat. Ich suchte mir eine sichere Position im Sattel und ließ sie laufen. Schließlich war die Flucht ja begründet, ich hatte das böse Gespenst auch gesehen. Kurzzeitige Ambitionen des Schimmelchens über die Brache zu flüchten konnte ich unterbinden. Plötzlich ertönte hinter uns ein Ruf "Schaaatziii" Pferdchen legte die Ohren nach hinten und wurde langsamer. Mir kam die Stimme auch bekannt vor. Ein zweites "Schaaatziii" und ich war mir sicher das randalierende Gespenst am Wegesrand war unser Herrchen. Wir parierten durch, drehten um und tatsächlich, den jungen Mann kannten wir. Im Schritt ging es nun zurück, denn wir hatten ja einen ordentlichen Vorsprung. Meine ersten Worte waren "Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde". Nach der Versicherung er hätte keine Äste abgebrochen sondern wäre nur aufgestanden, als er uns gesehen hat und dabei hätte er unabsichtlich das laute Geräusch erzeugt. Aus Sorge, wegen des Windes und der Maschinen, hätte er an dieser ungewöhnlichen Stelle auf uns gewartet, war ich ausgesöhnt. Die Kleine bekam von Herrchen ein Leckerli und wird nun in Zukunft vielleicht Gespenster erst mal genauer unter die Lupe nehmen (vielleicht geben sie ja Leckerli), oder auch nicht, schließlich ist sie Pferd und der Fluchtinstinkt ist ihr angeboren.
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