am rechten einsamen Zipfel liegt das Rondell |
Als ich losgeritten bin sah es noch ganz gut aus. Das heisst es war schon recht diesig und dunkle Wolken im Luch, aber das war schon den ganzen Tag so und muß ja nichts heißen. Da ich mir wg Familie und Arbeit auch nicht unbedingt aussuchen kann, wann ich reite, bin ich also los.
Der 2.Anlauf in diesem Jahr um zum "Rondell" zu kommen und um den Birkholzgrund herum zu reiten. Ich war auch neugierig, ob ich herausfinde, was die Straßenbau LKW´s im Wald abeladen hatten.
Falls jemand von Euch die Tour unter "Nokia Sports" betrachtet, nein, mein Pferd bekommt kein Valium!!! Wahrscheinlich liegt es am Gras, das sie die Langsamkeit (zumindest die ersten Kilometer) für sich entdeckt hat.
Auf dem Laubdichten-Gestell sichteten wir dann die erste "Straßensperre" in Form von Flatterband. Währe ich hier meinem ersten Impuls gefolgt und hätte den Weg links hoch genommen, währe ich wahrscheinlich trocken geblieben... Aber noch von Regen keine Spur, im Wald sieht man leider die Wolkengebilde nicht ausreichend für eine Wetterprognose. Was ich aber entdeckte war ein Radfahrer weit jenseits der Sperre. Als ich mich näherte stellte sich heraus, das eine Waldwegkreuzung mit Kies aufgefüllt, glattgemacht und abgesperrt war. Das war also auf den LKW`s gewesen, wunderschöner sauberer Kies. Ich bin abgestiegen, da ich die Hoffnung hatte jenseits der gesperrten Kreuzung ohne Probleme weiterzukommen, führte ich das Pferd durch den Wald um die Flatterbandabsperrung herum.
Auf der anderen Seite angekommen, war der Radfahrer auch schon da. Gelegenheit für einen kleinen Plausch, der in unserem Wald immer mit dem woher beginnt und dann mit dem Austausch der "angenommenen" Positionsdaten weitergeführt wird, bevor man sich mit durchaus ernstgemeinten, guten Wünschen für die Heimkehr, trennt.
Falls hier jemand lacht, es ist schon vielen Einheimischen passiert, das sie ganz woander angekommen sind als geplant (anderes Dorf), verlaufen ist in unserem Wald nichts ungewöhnliches. Ab und zu kommen mal lustige Zeitungsartikel (Joggerin im Wald verlaufen, Pilzsucher mit Hubschrauber gesucht) Einheimische lachen darüber nicht!!!
Der gute Mann war aus Grieben und nach eigener Aussage öfter mal im Wald unterwegs. Er kennt sich aus und weiss genau wo er ist? Uneinigkeit herrschte aber darüber, wohin die Wege an der planierten Kreuzung führen, zumal ein hinterhältiger Förster auf dem Wegweiser das Wort "Linde" mit einem Pfeil Richtung Linde übersprüht hat. Wie sich herausstellte hatte mein neuer Bekannter sogar eine Karte dabei, die aber nicht unbedingt für Klarheit sorgte, vor allem da ich nur meine Fernsichtbrille auf der Nase hatte und der gute Herr seine Brille garnicht erst mitgenommen hatte, mir aber auch nicht glauben wollte, das ich wusste wo ich bin, oder vielmehr wir beide sind. Er gab mir noch einige gute Hinweise über Sehenswürdigkeiten (Bäume mit alten Inschriften) und meinte dann er wolle zum Kaffe zu Hause sein. Die Richtung die er einschlug, lies hoffen, das es dieses auch schaffen würde.
Da ich nun schon mal auf den Boden war, bin ich das Stück zum Rondell gelaufen. Das "Rondell", ebenfalls eine Waldkreuzung, war vielleicht in alten Zeiten mal ein Jagdstern. Es treffen sich dort insgesamt 7 Wege. Es war genau wie mein neuer Bekannter erzählt hat ebenfalls mit Kies aufgefüllt und Flatterband abgesperrt. Hier aber keine Möglichkeit drumrum zu laufen. Alles voller Äste, da ist mir das Verletzungsrisiko für die Pferdebeine zu groß. Flatterband hoch und mit dem Pferd über das gesperrte Rondell laufen wollte ich auch nicht. Ich möchte noch viele Jahre im Wald reiten und lege daher keinen Wert auf einen Ruf als "Waldrowdy". Irgendeiner beobachtet einen bei so einer Untat bestimmt, oder wertet später die Hufspuren aus (gute Übung für den Jagdhund). Also umdrehen, es wurde auch Zeit. Vielleicht hatte ich schon etwas zu lange gezögert, auf der Suche nach einem Weg um das Rondell herum, denn inzwischen war das Donnergrollen nicht mehr zu überhören!
Ein Gewitter aus südlicher Richtung? Also aufsteigen und durch den Birkholzgrund, Richtung Norden nach Hause. Der Nachteil, ich muss im Grund wieder absteigen, wegen der Wegbeschaffenheit, und führen, was bestimmt Zeit kostet. Da das Gewitter von Süden kommt schaffen wir es aber sicherlich noch trocken nach Hause. Hoffte ich...
Wir haben uns wirklich beeilt. Nördlich des Grundes alles noch trocken und auch hier noch einige Pilzsucher unterwegs. An dieser nördlichen Kreuzung hatten die Förster den dritten LKW abkippen und planieren lassen diesmal nicht abgesperrt. Nun wollte ich, wie gewohnt, wieder Aufsteigen, aber wo waren meine schönen Spurrillen, die mir immer so gute Dienste beim Aufsteigen geleistet haben? Alles weg, mit Sand aufgefüllt und planiert!
Langsam fing es nun an zu regnen und bald waren wir pitschnass, der Regen wurde immer stärker und die Blitze, das Donnern trug nicht zu einer anheimelnden Atmosphäre bei.
Man soll bei Gewitter das Pferd anbinden und sich 20-30m entfernt in einen Busch hocken um nicht vom Blitz getroffen zu werden, habe ich mal in einem Buch gelesen. Aber grau ist alle Theorie, mein Pferd währe sicherlich nicht begeistert, wenn ich sie bei dem Wetter im Stich lassen und im Gebüsch verschwinden würde. So habe ich beschlossen, es ist nur ein kleines Gewitter und bin tapfer weitergetrabt. Unsere Gestellwege sind recht breit, so bin ich dicht an den Bäumen entlanggeritten, damit der Blitz die Bäume trifft und nicht mich. Aber das war dem Pferd irgendwann zu mühselig. Also im Trab mitten auf dem Weg, und damit den freien Himmel mit Donner und Blitzen direkt über uns, Richtung Heimat. Es schüttete immer stärker und der Donner wurde immer lauter. Irgendwo Unterstellen sinnlos, ich war eh schon total durchgeweicht. Wenigstens war der Regen warm. Der Weg inzwischen ein Bach. Ein paarmal sind wir beide zusammengezuckt, wegen sehr lautem Donnern. Ich habe mich damit getröstet, das ja beim Donnern alles schon vorbei ist, gefährlich ist nur der Blitz.
Irgendwann habe ich dann aber doch Nerven gezeigt, bin wieder abgestiegen und gelaufen, damit mich nicht doch noch ein Blitz vom Pferd holt.
Als es sich endlich abgeregnet hatte und mir das Laufen über war (noch 30 min bis nach Hause) wollte ich wieder aufsteigen. Was soll ich sagen, es ging nicht. Das Pferd stand super still, aber die Klamotten nass, die Hose klebte an der Haut, nichts mehr mit 5% Elastik in dem Fall waren die 95% Baumwolle in der Übermacht, der Sattel nass. Ich bin einfach nicht in den Sattel gekommen, weil alles irgendwie schwer und nass war. Also zu Fuss den Rest der Strecke und darüber nachgedacht, das mit dem Reiten irgendwann mal Schluß sein wird. Nämlich dann, wenn ich nicht mehr würdevoll aufs Pferd rauf oder vom Pferd runter komme. Bisher hatte ich das würdevolle Runterkommen immer für das Schwierigere gehalten.
Zu Hause gab es erst mal eine schöne Dusche und ich hoffe, das bald alles wieder trocken ist.
Ach ja, das Reiseziel erreicht, ich war mal wieder am Rondell!!!
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