Bis ich meine Stute zum Einreiten brachte, hatte ich nichts an ihrer Figur auszusetzen. Sie ist zwar nicht so schön wie ihre Eltern aber auch nicht hässlich. Der erste Kommentar des Ausbilders: "Vielleicht sollte man sie ohne Sattel einreiten. Sie hat ja keinen Widerrist, da wird der Sattel nach vorne rutschen.". Ja, nun wo er es sagte, sah ich es auch. Dazu war sie noch Überbaut, was dem Sattel zusätzlichen Drive nach vorn geben wird. Leider musste ich ihn darauf hinweisen, das Reiten ohne Sattel nicht möglich sein wird, da ich persönlich dieses Pferd nutzen möchte und meine bescheidenen Fähigkeiten in dieser Sportart solche Akrobatik ausschließen. Nach einigen Wochen Ausbildung war er dann der Meinung, die Sattellage hätte sich verbessert, hielt aber Einfahren immer noch für eine Alternative.
Nun kam das Pferd nach Hause und von meinen 2 Westernsätteln schien einer geeignet. Da das Pferd aber fast keinen Widerrist, wenig Schulter, sehr runde Rippen und einen Weidebauch hat, ist es immer wieder ein Abenteuer den Sattel an der richtigen Stelle zu befestigen. Dazu kommt noch Sattelzwang, auf Grund der Versuche den Sattel besonders streng zu gurten, damit nichts rutscht. Aber was soll den Sattel vom Rutschen nach vorne abhalten, wenn nicht der nicht vorhandene Widerrist ? Vielleicht ein Schweifriemen ? Davon hat man mir abgeraten, obwohl ich das sicherlich noch probieren werde, wenn die Ausbildung des Pferdes gefestigt ist.
Im Internet hole ich mir gerne Anregungen und Hilfe. Fürs Westernreiten auf "wittelsbuerger.de". Dort vertrat man die Ansicht, auch ein passender Sattel rutscht, wenn kein Widerrist da ist der ihn hält. Ein Vorschlag war: Reiten mit Sattel aber ohne Sattelgurt. Laut Diskussionsforum kein Problem, wenn man im Gleichgewicht sitzt. Kurzzeitig habe ich überlegt, ob ich statt Reiten nicht doch lieber Briefmarken sammeln sollte. Ich würde ja ohne festgezurrten Sattel nicht mal aufs Pferd kommen. Es gab aber auch praktikable Vorschläge. So zum Beisspiel die Verwendung rutschhemmende Pads und Gurte aus Neopren. Also bestellte ich mir ein dickes Neopren-Pad mit Filzoberseite. Unten weiches Neopren, welches bei Feuchtigkeit/Schwitzen des Pferdes am Fell anklebt und daher nicht mehr rutschen kann. Probeweise ritt ich meinen Traber mit dem Pad. Es lag tatsächlich wie angeklebt an der Stelle, wo ich gesattelt hatte. Mein Traber war aber nicht sehr zufrieden und ging ziemlich verkrampft. Ich hatte den Eindruck, das es das Pad unangenehm findet. Aber was hilfts, lieber ein nicht ganz glückliches Pferd, als einen Unfall oder ständiges Umsatteln, weil das gute Teil rutscht.
Der Schimmel ging nun von Anfang an recht zufrieden mit dem Pad. Es ist ja auch wunderbar dick und polstert sehr gut den Rücken gegen einen nicht ganz so geschickten Reiter. Dazu kommt, das es sehr pflegeleicht ist. Einfaches Abwaschen der Unterseite mit einem Schwamm und es ist wieder sauber. Kein Waschtag mit Gartenschlauch, Bürste und Schampoo incl. tagelanges Trocknen wie bei einem Kordell-Pad.
Eine Reiterin, ebenfalls auf Pferd ohne Widerrist, zeigte mir als Wunderwaffe ihr neues Pad mit Neopren-Waffel-Unterseite. Kostenpunkt ca 100,- €. So was schönes hatte ich nicht ! Mein Pad hat ja auch "nur" ca 50,- € gekostet. Die Waffelstruktur soll besser für die Haut des Pferdes sein, als das glatte Neopren. Zur meiner Verunsicherung trug auch noch bei, das mir eine andere Reiterin Probleme mit ihrem Neopren-Gurt schilderte. Nach einem Wanderritt, mit täglich mehrere Stunden tragen des Neopren-Gurtes, hat ihr Pferd in der Gurtlage alle Haare verloren. Aber auf dem Gebiet Neopren-Gurt hatte ich schon Erfahrungen gesammelt. Bei nicht so intensiven Reiten, alle 2 Tage 2-3 Stunden, wie ich es in der Regel betreibe, war der Gurt sehr gut zu gebrauchen, pflegeleicht, problemlos, bis uns nach 2 Jahren eine drückende Schnalle trennte, was ich unter normale Abnutzung verbuchte. Allerdings war das Schwitzen unter dem Neopren-Gurt doch stärker als unter Kordell.
Aber zurück zum Pad. Brauchte ich nun auch so ein Waffelstruktur-Pad ? Ist es besser für mein Pferd ? Nun sind 100,- € viel Geld und so eine Investition will gut überlegt sein. Also wieder Internet, Diskussionsforum. Dort war man von dem "Tacky Too" wie so ein Waffelstrukur-Pad heißt nicht 100% überzeugt und pries sogenannte Won-Pads an. Kostenpunkt eines Won-Pad ab 150,- € ! Was ist ein Won-Pad ? Meine Recherchen ergaben, ein ganz normales Neopren-Pad, allerdings mit einigem Schnickschnack, wie Lederverstärkungen, versehen. Also reite ich ja bereits sozusagen ein fast Won-Pad. So habe ich das Pad-Problem, genau wie das Zügelproblem erst mal auf die Hippoligica verschoben. Wenn es dann überhaupt Probleme sind, denn an die Seilzügel habe ich mich gewöhnt. Einziger Nachteil, ihr geringes Gewicht.
Und noch eine Erkenntnis aus dem Internet, bei meinen Pad-Recherchen stellte ich fest, das es für die Schrauben an den Westernzäumungen im Baumarkt einen extra Schraubenkleber oder -festiger zu kaufen gibt. Das gibt eine sichere, elastische und doch wieder lösbare Verbindung.
Ich finde das Internet ist eine feine Sache. Man ist schnell auf dem neuesten Stand, auch wenn man in einem abgelegen Dorf wohnt. Super!
Freitag, 24. Oktober 2008
Freitag, 10. Oktober 2008
Vertrauen oder Rotkäppchen und der Wolf
Gestern habe ich es nun gewagt allein - ohne die ersten 200 m Herrchen Begleitung - mit dem Schimmelchen in die Heide zu reiten. Eigentlich war es ja bereits das 5. mal in der Heide aber diesmal eben ohne Starthilfe. Ich habe mich an das Pferdchen gewöhnt und Vertrauen gefaßt. Sie hat es mir leicht gemacht, ist aber ganz anders, in fast allen Bereichen, als mein Traber. Erschwerend kam dazu, das ich in den letzten 5 Jahren nur auf dem Traber geritten bin und es mir am Anfang nicht leicht gefallen ist, mich auf das andere Pferd einzustellen, welches einen anderen Körperbau, andere Gangmechanik und nicht zu letzt einen anderen Charakter hat, als der Traber.
Nun war es also soweit. Zu Fuß über die Straße, dann noch ein Stück bis zur Pferdekoppel einer Bekannten, wo sich am Weg eine erhöhte Stelle zum Aufsteigen anbietet. Die Pferde der Bekannten kamen erwartungsfroh an den Zaun um das Schauspiel zu beobachten. Da gab es aber keine Probleme. Schwieriger war schon das Losreiten. Mein Schimmel dachte garnicht daran sich von der Stelle zu bewegen. Im Gegenteil, alle meine Bemühungen führten dazu, das sie den Rückwärtsgang Richtung andere Pferde und Elektrozaun einlegte. Was nun ? Die anderen Pferde mitnehmen ging nicht. Zurück wollte ich nicht, geradeaus streikte mein Reittier. Also links über eine kleine Wiese auf den nächsten Weg. Das klappte. Von diesem Weg ging es dann wieder auf den vorherigen und in den Wald. Das nächste Hindernis in Form von schwarzem Matsch, Reste einer Pfütze, tat sich auf. Wieder Streik ! Aber nun gab es keinen Umweg, da mußten wir durch. Was tun ? Erst mal Ruhe bewahren. Das Pferd hatte ja recht, sehr vertrauenswürdig sah der glitschige Untergrund nicht aus. Jeden Schritt vorwärts loben, bis sie dann zügig am Rand (mir schlugen die Sträucher um die Ohren) das Hindernis bewältigte.
Super, bis auf den Nieselregen der nun einsetzte, entgegen aller Prognosen der Wetterfrösche im Fernsehen. Aber was solls, versuchen wir mal Trab. Begeistert war das Schimmelchen nicht. "Du bist ein Araberpferd, und hast gerne zu rennen." erklärte ich schenkeldrückend dem trödelnden Pferd. Zähneknirschen als Antwort. Na gut, dann Galopp. Die Hilfen kann sie, springt auch sofort an und ist nach 3 Galoppsprüngen wieder im Trab. Was solls, dann eben Schritt. Unser letzter Ausritt ist 5 Tage her, davor war auch eine lange Pause, wir sind ja nicht auf der Flucht. Trotz Nieselregen begegnet uns Rotkäppchen mit einem Korb. Den kleinen Plausch über das Wetter nutzt mein Pferd zu einer Inspektion des Korbes. Kein Kuchen, nur Pilze stellt der Schimmel enttäuscht fest und freut sich über eine Streicheleinheit von Rotkäppchen. Vielleicht sollte ich bei meinem nächste Reithelm auch die Farbe Rot wählen um besser gesehen zu werden?
Schon wieder eine Pfütze. Diese ist riesengroß und permanent. Genug Platz an der Seite vorbeizureiten, was wir auch schon 4 mal bei vorherigen Ritten getan haben, aber nicht heute. Steigen, buckeln, Rückwärtsgang. Auch die Umrundung auf der anderen Seite abseits des Weges ist keine Alternative. Also steige ich ab und führe an der Pfütze vorbei. Sie äpfelt aufgeregt, also wahrscheinlich kein Schauspiel, irgendwie ist heute nicht ihr Tag. Ich gurte nach und steige wieder auf. Der nächste Trab klappt besser, aber als ich wieder im Schritt bin stelle ich fest, das sich der Sattelgurt gelockert hat und nur noch durch eine Schlaufe gehalten wird. Da war beim Nachgurten der Dorn nicht richtig im Loch. Scheiße ... Was nun ? Das Absteigen vom Westernsattel ohne Benutzen der Steigbügel ist fast unmöglich durch die hohen Aufbauten (jedenfalls ab 40). Verlagere ich aber Gewicht in einen Steigbügel rutscht der Sattel mit Sicherheit zur Seite und damit unter den Bauch des Pferdes, ich könnte im Bügel hängenbleiben und mein Pferd mit Sattel unter dem Bauch in Panik geraten. Also wieder Ruhe bewahren. Ich halte an und versuche von oben an den Gurt zu kommen, keine Chance. Ich nehme die Füße aus den Steigbügeln und versuche abzusteigen. Geht nicht. Also lasse ich einen Fuß im Steigbügel, stütze mich mit den Händen auf den vorderen Teil des Sattels und nehme den anderen Fuß vorsichtig auf die Kruppe des Pferdes und das Cantle, dann den Fuß aus dem Steigbügel und ohne den Sattel zu verrutschen Abspringen. Das gelingt und ich atme erleicht auf, die Aktion hätte gewaltig schief gehen können. Natürlich wird das Pferd mit Leckerli belobigt. Super, das sie so schön stillgestanden hat bei Frauchens akrobatischen Übungen auf ihrem Rücken. Sie hat mein Vertrauen verdient und eindeutig auch Vertrauen zu mir. Ich zurre den Sattel wieder fest und gehe ein Stück zu Fuß um mich zu beruhigen.
Vor uns Hufspuren, inzwischen bin ich wieder aufgesessen. Die Spuren sehen frisch aus. Sie könnten von gestern oder heute sein. Große Löcher, wahrscheinlich große Pferde. Mein Schimmel beschleunigt den Schritt, Pferde können auch Spuren lesen! Trab lasse ich nicht zu. Dann vor uns auf dem Weg zwei schemenhafte Gestalten, die sich tatsächlich als Reiter entpuppen. Sie biegen rechts ab, da wollen wir auch hin. Unsere Route ist mit Herrchen abgesprochen und daher unveränderlich, denn Handynetz um Änderungen nach Hause mitzuteilen gibt es in der Heide nicht. Da mein Reittier, angesichts von Leidensgenossen, aufgewacht ist sind wir auch im Schritt schnell bei den Reitern. Zwei Frauen aus dem Nachbardorf, denen ich mit ihren Pferden schon ab und an mit meinem Traber begegnet bin. Mit dem Braunen konnte ich problemlos passieren, ob das mit dem Schimmel auch geht ? Die Frauen, oder ihre Pferde, haben uns entdeckt und warten am Wegesrand. Wir begrüßen uns und ich erläutere schnell mein Problem (junges Pferd, kann die Route leider nicht ändern da kein Handynetz, muß hier weiterreiten), währen ich im Schritt passiere. Der Schimmel guckt zwar interessiert, ich auch, aber kein Zögern und keine Ansätze zur Verbrüderung mit der unerwarteten Pferdegesellschaft. "Kein Problem", rufen mir die Reiterinnen zu," wir lassen dir Vorsprung und machen keine Fisimatenten." (O-Ton). Zu Deutsch ich muß nicht befürchten, das sie mich im Galopp überholen. Ich bedanke mich erleichtert, reite im Schritt weiter und baue den Vorsprung im Trab aus. Auf mein Pferd bin ich stolz.
Nun geht es nach Hause und der Schimmel kann plötzlich galoppieren. Je näher die Heimat kommt, je fröhlicher wird mein Pferd. Zum Schluß legt sie noch einen schönen Buckler drauf, aus Protest gegen die Einschränkung des Galopptempos auf der Heimatgeraden, denn ihr ist eingefallen, das sie ein Araber und daher auch Rennpferd ist. Aber sie gehorcht und mäßigt das Tempo.
An dieser Stelle vielleicht interessant, ein schlauer Pferderatgeber empfiehlt dem Pferd beim Buckeln ins Gesicht zu sehen, dann könne man erkennen, am Gesichtsausdruck, ob es Ernst oder Spaß ist, das Buckeln. Ha Ha Ha ...
Sehnsüchtige Rückerinnerung: mein Traber hat auch gern gebuckelt, aber stets zu Beginn des Rittes, aus Freude über den bevorstehenden Ausflug, nie zum Schluß, aus Freude über die Heimkehr. Meine Pferde sind eben grundverschieden.
Um den Tag abzurunden erschien dann noch der böse Wolf. Ob er Rotkäppchen inzwischen gefressen hatte war nicht festzustellen. Als Pferdchen und ich noch überlegten ob er satt ist oder nicht erschien sein Herrchen und rief ihn zu sich.
Alles in allem ein schöner Ausflug. Ich hoffe mit dem Schimmel bald so zu harmonieren, das ich auch wieder die Natur genießen kann. Die Grundlagen sind gelegt.
Nun war es also soweit. Zu Fuß über die Straße, dann noch ein Stück bis zur Pferdekoppel einer Bekannten, wo sich am Weg eine erhöhte Stelle zum Aufsteigen anbietet. Die Pferde der Bekannten kamen erwartungsfroh an den Zaun um das Schauspiel zu beobachten. Da gab es aber keine Probleme. Schwieriger war schon das Losreiten. Mein Schimmel dachte garnicht daran sich von der Stelle zu bewegen. Im Gegenteil, alle meine Bemühungen führten dazu, das sie den Rückwärtsgang Richtung andere Pferde und Elektrozaun einlegte. Was nun ? Die anderen Pferde mitnehmen ging nicht. Zurück wollte ich nicht, geradeaus streikte mein Reittier. Also links über eine kleine Wiese auf den nächsten Weg. Das klappte. Von diesem Weg ging es dann wieder auf den vorherigen und in den Wald. Das nächste Hindernis in Form von schwarzem Matsch, Reste einer Pfütze, tat sich auf. Wieder Streik ! Aber nun gab es keinen Umweg, da mußten wir durch. Was tun ? Erst mal Ruhe bewahren. Das Pferd hatte ja recht, sehr vertrauenswürdig sah der glitschige Untergrund nicht aus. Jeden Schritt vorwärts loben, bis sie dann zügig am Rand (mir schlugen die Sträucher um die Ohren) das Hindernis bewältigte.
Super, bis auf den Nieselregen der nun einsetzte, entgegen aller Prognosen der Wetterfrösche im Fernsehen. Aber was solls, versuchen wir mal Trab. Begeistert war das Schimmelchen nicht. "Du bist ein Araberpferd, und hast gerne zu rennen." erklärte ich schenkeldrückend dem trödelnden Pferd. Zähneknirschen als Antwort. Na gut, dann Galopp. Die Hilfen kann sie, springt auch sofort an und ist nach 3 Galoppsprüngen wieder im Trab. Was solls, dann eben Schritt. Unser letzter Ausritt ist 5 Tage her, davor war auch eine lange Pause, wir sind ja nicht auf der Flucht. Trotz Nieselregen begegnet uns Rotkäppchen mit einem Korb. Den kleinen Plausch über das Wetter nutzt mein Pferd zu einer Inspektion des Korbes. Kein Kuchen, nur Pilze stellt der Schimmel enttäuscht fest und freut sich über eine Streicheleinheit von Rotkäppchen. Vielleicht sollte ich bei meinem nächste Reithelm auch die Farbe Rot wählen um besser gesehen zu werden?
Schon wieder eine Pfütze. Diese ist riesengroß und permanent. Genug Platz an der Seite vorbeizureiten, was wir auch schon 4 mal bei vorherigen Ritten getan haben, aber nicht heute. Steigen, buckeln, Rückwärtsgang. Auch die Umrundung auf der anderen Seite abseits des Weges ist keine Alternative. Also steige ich ab und führe an der Pfütze vorbei. Sie äpfelt aufgeregt, also wahrscheinlich kein Schauspiel, irgendwie ist heute nicht ihr Tag. Ich gurte nach und steige wieder auf. Der nächste Trab klappt besser, aber als ich wieder im Schritt bin stelle ich fest, das sich der Sattelgurt gelockert hat und nur noch durch eine Schlaufe gehalten wird. Da war beim Nachgurten der Dorn nicht richtig im Loch. Scheiße ... Was nun ? Das Absteigen vom Westernsattel ohne Benutzen der Steigbügel ist fast unmöglich durch die hohen Aufbauten (jedenfalls ab 40). Verlagere ich aber Gewicht in einen Steigbügel rutscht der Sattel mit Sicherheit zur Seite und damit unter den Bauch des Pferdes, ich könnte im Bügel hängenbleiben und mein Pferd mit Sattel unter dem Bauch in Panik geraten. Also wieder Ruhe bewahren. Ich halte an und versuche von oben an den Gurt zu kommen, keine Chance. Ich nehme die Füße aus den Steigbügeln und versuche abzusteigen. Geht nicht. Also lasse ich einen Fuß im Steigbügel, stütze mich mit den Händen auf den vorderen Teil des Sattels und nehme den anderen Fuß vorsichtig auf die Kruppe des Pferdes und das Cantle, dann den Fuß aus dem Steigbügel und ohne den Sattel zu verrutschen Abspringen. Das gelingt und ich atme erleicht auf, die Aktion hätte gewaltig schief gehen können. Natürlich wird das Pferd mit Leckerli belobigt. Super, das sie so schön stillgestanden hat bei Frauchens akrobatischen Übungen auf ihrem Rücken. Sie hat mein Vertrauen verdient und eindeutig auch Vertrauen zu mir. Ich zurre den Sattel wieder fest und gehe ein Stück zu Fuß um mich zu beruhigen.
Vor uns Hufspuren, inzwischen bin ich wieder aufgesessen. Die Spuren sehen frisch aus. Sie könnten von gestern oder heute sein. Große Löcher, wahrscheinlich große Pferde. Mein Schimmel beschleunigt den Schritt, Pferde können auch Spuren lesen! Trab lasse ich nicht zu. Dann vor uns auf dem Weg zwei schemenhafte Gestalten, die sich tatsächlich als Reiter entpuppen. Sie biegen rechts ab, da wollen wir auch hin. Unsere Route ist mit Herrchen abgesprochen und daher unveränderlich, denn Handynetz um Änderungen nach Hause mitzuteilen gibt es in der Heide nicht. Da mein Reittier, angesichts von Leidensgenossen, aufgewacht ist sind wir auch im Schritt schnell bei den Reitern. Zwei Frauen aus dem Nachbardorf, denen ich mit ihren Pferden schon ab und an mit meinem Traber begegnet bin. Mit dem Braunen konnte ich problemlos passieren, ob das mit dem Schimmel auch geht ? Die Frauen, oder ihre Pferde, haben uns entdeckt und warten am Wegesrand. Wir begrüßen uns und ich erläutere schnell mein Problem (junges Pferd, kann die Route leider nicht ändern da kein Handynetz, muß hier weiterreiten), währen ich im Schritt passiere. Der Schimmel guckt zwar interessiert, ich auch, aber kein Zögern und keine Ansätze zur Verbrüderung mit der unerwarteten Pferdegesellschaft. "Kein Problem", rufen mir die Reiterinnen zu," wir lassen dir Vorsprung und machen keine Fisimatenten." (O-Ton). Zu Deutsch ich muß nicht befürchten, das sie mich im Galopp überholen. Ich bedanke mich erleichtert, reite im Schritt weiter und baue den Vorsprung im Trab aus. Auf mein Pferd bin ich stolz.
Nun geht es nach Hause und der Schimmel kann plötzlich galoppieren. Je näher die Heimat kommt, je fröhlicher wird mein Pferd. Zum Schluß legt sie noch einen schönen Buckler drauf, aus Protest gegen die Einschränkung des Galopptempos auf der Heimatgeraden, denn ihr ist eingefallen, das sie ein Araber und daher auch Rennpferd ist. Aber sie gehorcht und mäßigt das Tempo.
An dieser Stelle vielleicht interessant, ein schlauer Pferderatgeber empfiehlt dem Pferd beim Buckeln ins Gesicht zu sehen, dann könne man erkennen, am Gesichtsausdruck, ob es Ernst oder Spaß ist, das Buckeln. Ha Ha Ha ...
Sehnsüchtige Rückerinnerung: mein Traber hat auch gern gebuckelt, aber stets zu Beginn des Rittes, aus Freude über den bevorstehenden Ausflug, nie zum Schluß, aus Freude über die Heimkehr. Meine Pferde sind eben grundverschieden.
Um den Tag abzurunden erschien dann noch der böse Wolf. Ob er Rotkäppchen inzwischen gefressen hatte war nicht festzustellen. Als Pferdchen und ich noch überlegten ob er satt ist oder nicht erschien sein Herrchen und rief ihn zu sich.
Alles in allem ein schöner Ausflug. Ich hoffe mit dem Schimmel bald so zu harmonieren, das ich auch wieder die Natur genießen kann. Die Grundlagen sind gelegt.
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