Freitag, 24. Oktober 2008

Rutschender Sattel

Bis ich meine Stute zum Einreiten brachte, hatte ich nichts an ihrer Figur auszusetzen. Sie ist zwar nicht so schön wie ihre Eltern aber auch nicht hässlich. Der erste Kommentar des Ausbilders: "Vielleicht sollte man sie ohne Sattel einreiten. Sie hat ja keinen Widerrist, da wird der Sattel nach vorne rutschen.". Ja, nun wo er es sagte, sah ich es auch. Dazu war sie noch Überbaut, was dem Sattel zusätzlichen Drive nach vorn geben wird. Leider musste ich ihn darauf hinweisen, das Reiten ohne Sattel nicht möglich sein wird, da ich persönlich dieses Pferd nutzen möchte und meine bescheidenen Fähigkeiten in dieser Sportart solche Akrobatik ausschließen. Nach einigen Wochen Ausbildung war er dann der Meinung, die Sattellage hätte sich verbessert, hielt aber Einfahren immer noch für eine Alternative.
Nun kam das Pferd nach Hause und von meinen 2 Westernsätteln schien einer geeignet. Da das Pferd aber fast keinen Widerrist, wenig Schulter, sehr runde Rippen und einen Weidebauch hat, ist es immer wieder ein Abenteuer den Sattel an der richtigen Stelle zu befestigen. Dazu kommt noch Sattelzwang, auf Grund der Versuche den Sattel besonders streng zu gurten, damit nichts rutscht. Aber was soll den Sattel vom Rutschen nach vorne abhalten, wenn nicht der nicht vorhandene Widerrist ? Vielleicht ein Schweifriemen ? Davon hat man mir abgeraten, obwohl ich das sicherlich noch probieren werde, wenn die Ausbildung des Pferdes gefestigt ist.
Im Internet hole ich mir gerne Anregungen und Hilfe. Fürs Westernreiten auf "wittelsbuerger.de". Dort vertrat man die Ansicht, auch ein passender Sattel rutscht, wenn kein Widerrist da ist der ihn hält. Ein Vorschlag war: Reiten mit Sattel aber ohne Sattelgurt. Laut Diskussionsforum kein Problem, wenn man im Gleichgewicht sitzt. Kurzzeitig habe ich überlegt, ob ich statt Reiten nicht doch lieber Briefmarken sammeln sollte. Ich würde ja ohne festgezurrten Sattel nicht mal aufs Pferd kommen. Es gab aber auch praktikable Vorschläge. So zum Beisspiel die Verwendung rutschhemmende Pads und Gurte aus Neopren. Also bestellte ich mir ein dickes Neopren-Pad mit Filzoberseite. Unten weiches Neopren, welches bei Feuchtigkeit/Schwitzen des Pferdes am Fell anklebt und daher nicht mehr rutschen kann. Probeweise ritt ich meinen Traber mit dem Pad. Es lag tatsächlich wie angeklebt an der Stelle, wo ich gesattelt hatte. Mein Traber war aber nicht sehr zufrieden und ging ziemlich verkrampft. Ich hatte den Eindruck, das es das Pad unangenehm findet. Aber was hilfts, lieber ein nicht ganz glückliches Pferd, als einen Unfall oder ständiges Umsatteln, weil das gute Teil rutscht.
Der Schimmel ging nun von Anfang an recht zufrieden mit dem Pad. Es ist ja auch wunderbar dick und polstert sehr gut den Rücken gegen einen nicht ganz so geschickten Reiter. Dazu kommt, das es sehr pflegeleicht ist. Einfaches Abwaschen der Unterseite mit einem Schwamm und es ist wieder sauber. Kein Waschtag mit Gartenschlauch, Bürste und Schampoo incl. tagelanges Trocknen wie bei einem Kordell-Pad.
Eine Reiterin, ebenfalls auf Pferd ohne Widerrist, zeigte mir als Wunderwaffe ihr neues Pad mit Neopren-Waffel-Unterseite. Kostenpunkt ca 100,- €. So was schönes hatte ich nicht ! Mein Pad hat ja auch "nur" ca 50,- € gekostet. Die Waffelstruktur soll besser für die Haut des Pferdes sein, als das glatte Neopren. Zur meiner Verunsicherung trug auch noch bei, das mir eine andere Reiterin Probleme mit ihrem Neopren-Gurt schilderte. Nach einem Wanderritt, mit täglich mehrere Stunden tragen des Neopren-Gurtes, hat ihr Pferd in der Gurtlage alle Haare verloren. Aber auf dem Gebiet Neopren-Gurt hatte ich schon Erfahrungen gesammelt. Bei nicht so intensiven Reiten, alle 2 Tage 2-3 Stunden, wie ich es in der Regel betreibe, war der Gurt sehr gut zu gebrauchen, pflegeleicht, problemlos, bis uns nach 2 Jahren eine drückende Schnalle trennte, was ich unter normale Abnutzung verbuchte. Allerdings war das Schwitzen unter dem Neopren-Gurt doch stärker als unter Kordell.
Aber zurück zum Pad. Brauchte ich nun auch so ein Waffelstruktur-Pad ? Ist es besser für mein Pferd ? Nun sind 100,- € viel Geld und so eine Investition will gut überlegt sein. Also wieder Internet, Diskussionsforum. Dort war man von dem "Tacky Too" wie so ein Waffelstrukur-Pad heißt nicht 100% überzeugt und pries sogenannte Won-Pads an. Kostenpunkt eines Won-Pad ab 150,- € ! Was ist ein Won-Pad ? Meine Recherchen ergaben, ein ganz normales Neopren-Pad, allerdings mit einigem Schnickschnack, wie Lederverstärkungen, versehen. Also reite ich ja bereits sozusagen ein fast Won-Pad. So habe ich das Pad-Problem, genau wie das Zügelproblem erst mal auf die Hippoligica verschoben. Wenn es dann überhaupt Probleme sind, denn an die Seilzügel habe ich mich gewöhnt. Einziger Nachteil, ihr geringes Gewicht.
Und noch eine Erkenntnis aus dem Internet, bei meinen Pad-Recherchen stellte ich fest, das es für die Schrauben an den Westernzäumungen im Baumarkt einen extra Schraubenkleber oder -festiger zu kaufen gibt. Das gibt eine sichere, elastische und doch wieder lösbare Verbindung.
Ich finde das Internet ist eine feine Sache. Man ist schnell auf dem neuesten Stand, auch wenn man in einem abgelegen Dorf wohnt. Super!

Keine Kommentare: