Ich wollte ja noch erzählen, wie es zum Verlust meiner Brille kam.
Im Wald wachsen nicht nur Kiefern, Tannen und Buchen sondern bekanntermaßen auch Traubenkirschen. Nur wachsen die Traubenkirschen viel dynamischer als andere Bäume/Sträucher, weshalb sie mal als Waldnutzpflanzen eingeführt wurden. Die als Nutzpflanze in sie gesetzten Erwartungen haben die Traubenkirschen nicht erfüllt, aber als das Experiment abgebrochen wurde hatten sie sich schon in unseren Wäldern ausgebreitet und aufgrund ihrer Wüchsigkeit sich jetzt zur Plage entwickeln.
Wenn man nun häufig dieselben Wege benutzt, gewöhnt man sich auch an die Pflanzen am Wegesrand, zu denen leider auch solch dynamisch wachsende Traubenkirschen gehören. Irgendwann hängt ein Zweig dann über dem Weg auf Kopfhöhe und man gewöhnt sich auch daran, den Kopf rechtzeitig zur Seite zu nehmen, und hofft, das Förster bald mal aufräumt.
Auf dem Heimweg von einen Ausritt im März 2009, als die Traubenkirsche im schönsten Frühlingswetter an Wachstumsgeschwindigkeit zugelegt hatte, spürte ich einen leichten Ratsch im Gesicht und sah alles nur noch verschwommen. Es dauerte eine Weile, bis ich realisierte, das ich nichts mehr auf der Nase hatte. Meine Brille war weg, aus dem Gesicht geschlagen von einem Traubenkirschenzweig, der eine Woche vorher dort noch nicht gewesen war.
Also das Pferd gebremst, schnell abgestiegen und auf den Waldboden gestiert. Immer noch alles verschwommen. Wo war meine Brille? Würde ich ohne überhaupt nach Hause finden? Ich musste auf die Knie um den Waldboden deutlicher zu erkennen, und um das Pferd herumkriechen, auf der Suche nach dem Sehgestell. Pferdchen hatte strenge Anweisung nicht herumzutrampeln, um die Brille nicht unter die Hufe zu bekommen. Nach 10 min habe ich die Suche ohne Ergebniss abgebrochen. Die Brille war unauffindbar.
Eine Stunde später war ich mit meiner "guten Gleitsichtbrille" (die andere ist eine Einstärkenbrille die ich nur zum Reiten trage) wieder im Wald. Diesmal mit dem Fahrrad, und setzte die Suche fort. Nochmal kroch ich ca 30 min durchs Unterholz, ohne Ergebniss, die Brille blieb verschollen und ist es bis heute.
Aber immer wenn ich an besagter Stelle vorbeikomme, kann ich es mir nicht verkneifen, etwas intensiver ins Unterholz zu spähen. Ist sie vielleicht doch wieder aufgetaucht ? Oder trägt ein Wildschwein jetzt meine Brille? Die Optikerin, bei der ich mir Ersatz anfertigen ließ, auch eine Reiterin, meinte Wildschweine trügen kein Brillen, naja, wollen wir es hoffen.
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