Samstag, 27. Oktober 2007

Alte Wege ...

Ihr habt sicherlich schon gemerkt, das ich den Wald, in dem ich reite, sehr mag. Er war zu DDR-Zeiten größtenteil Sperrgebiet, da sich dort ein Schießplatz/Truppenübungsplatz der Armee befand. Nach der Wende wurde der Schießplatz aufgegeben und erst 2002 für mich als Reiter nutzbar, da damals ein neues Waldgesetz in Brandenburg in Kraft trat. Dieses Gesetz erlaubt Reiten im Wald auf allen 2-Spurigen Wegen. Vorher war Reiten im Wald nur auf ausgewiesenen Reitwegen möglich, und diese führten um besagtes Gelände weitläufig herum.
Am Anfang war ich sehr verunsichert. Überall noch die Schilder "Sperrgebiet" und Warnungen vor Blindgängern. Der eigentliche Schießplatz und teilweise der Wald in der Nähe voller Panzersperren oder anderen Teilen aus Metall und Beton die aus der Erde ragten, plötzlich tiefe Löcher, die alten Armeegebäude Ruinen. Nach einigen vorsichtigen Inspektionen des direkten Schießplatzes habe ich vorgezogen diese Terrain möglichst zu meiden. Mein Pferd neigt zu selbstständigen Entscheidungen und ich habe keine Lust dann in so einem Betonbunker zu landen. Teilweise wurde der Übungsplatz neu mit Bäumen bepflanzt. An den anderen Stellen gedeiht die Heide und bietet im Spätsommer ein schönes Bild.
Trotzdem ist noch viel Wald für mich übrig. Sicherlich größtenteils Kiefer-Monokultur, aber auch Fichten, Lärchen, Birken, Eichen und Buchen. Besonders an den Wegen große alte Buchen, Eichen und in den letzten Jahren gepflanzte Kastanien. Einige dieser Bäume, wie ich vermute, bis 300 Jahre alt. Lange gerade Wege, aber auch sehr hügeliges abwechslungsreiches Gelände mit wunderschönen einsamen Lichtungen.
Zuerst habe ich mich nur mit Kompass und Karte in den Wald getraut. Trotz der relativ überschaubar Ausdehnung (etwas über 5000 ha) hätte ich mir am liebsten ein Navi zugelegt. Wahrscheinlich ist meine Mutter Schuld, die mir früher immer Schauergeschichten vom Verlaufen im finsteren Wald erzählt hat, inklusive angriffslustigen gefährlichen Wildschweinen. Auf mein Pferd wollte ich mich auch nicht verlassen. Nach einigen Tests an Kreuzwegen war ich mir sicher, das er auch nicht nach hause finden würde.
Mit der Zeit wurde ich sicherer und begann mir Gedanken über den Wald zu machen. Wie alt waren die Wege ? Sicher noch nicht so alt, da schnurgeradeund oft sogar mit Straßengraben. Aber die Bäume an den Wegen, an manchen Stellen sogar als Allee gepflanzt wie an vielen Märkischen Straßen, kamen mir recht alt vor. Die Wege müßten also wesentlich älter sein, als die Nutzung durch die Armee. Auf einer alten Karte aus dem 17. Jhd entdeckte ich einen Teerofen mitten im Wald. Natürlich bin ich bei nächster Gelegenheit zu besagter Stelle und tatsächlich, Ziegelschutt, Feldsteinfundamente, ein Loch, sicherlich mal ein Keller, und undefinierbare überwaldete Haufen, darunter vermutlich weitere Ruinen.
Meine Neugier war geweckt und um mehr zu erfahren besorgte ich mir alte Karten. Die kann man ganz unkompliziert beim Landesvermessungsamt bestellen. Nun schwelge ich seit gestern in Karten. Einziger Wehrmutstropfen: meine Katze findet die Karten auch sehr interessant, die rascheln so schön und wenn Frauchen schimpft macht alles noch viel mehr Spass. Auf einer Karte sind schon Bremsspuren und kleine Löcher. Aber wieder zum Kern. Die meisten Wege gibt es schon seit 250 Jahren, so alt ist die älteste Karte, und es hat sich nicht viel verändert. Wahrscheinlich sind viele Wege deutlich älter. Auch andere interessante Dinge fanden sich auf den Karten: alte Förstereien, ein versunkenes Dorf.
Nun haben die Wege und markante Punkte im Wald auch Namen: Priesterweg, Mühlenweg, Brandgestell ... Ich freue mich schon auf meinen nächsten Ausritt, auf den alten nun neu entdeckten Wegen.

Donnerstag, 25. Oktober 2007

Ein Herbstritt...

... und das richtig. Ich kann mir das Wetter an meinen freien Tagen nicht aussuchen und so habe ich die Devise wenn es nicht regnet und kein Orkan tobt ist Reitwetter, auf besseres Wetter warten bringt in der Regel nichts.
Trotzdem hatte ich heute morgen meine Zweifel, es ist zwar kein Regen aber richtig trocken auch nicht. Wenigstens die Temperaturen (+7°C) geben Anlass zum Optimismus (kein Frost). Also den inneren Schweinehund besiegt und das Pferd von der Koppel geholt. Sicherheitshalber ziehe ich die Segeljacke (Marke Lidl) an. Nicht nur gut gegen Regen, ich hoffe auch der Jäger erspäht rechtzeitig die Signalelemente. Vermutlich sitzt aber vormittags 10 Uhr keiner mehr auf der Lauer.
Da wir 6 Tage (arbeitsbedingt) pausiert haben nahm ich mir eine Strecke von 15-20 km vor um sie ruhig zu reiten. Durch das Dorf, die Landstraße endlang, führe ich mein Pferd und steige erst ca 100 m nach der Landstraße auf. Ich finde so ist es sicherer für den Straßenverkehr, das Pferd und mich.
"Dein Freund hat aber heute keine Lust" ruft mir ein Bekannter über sein Hoftor zu und meint damit mein wackeres Ross, welches gelangweilt hinter mir herlatscht. "Das ändert sich wenn ich aufsteige." gebe ich lachend zurück. Und so ist es, Sporen oder Gerte würde "mein Freund" als persönliche Beleidigung auffassen. Stimme reicht zur Motivation völlig. Noch 10 min Schritt und wir sind im Wald.
Herrlich ... Einziges Problem die Balance zwischen schwitzendem Pferd und frierendem Reiter (vielleicht hätte ich doch den Wollpullover anziehen sollen?). Das Pferd sollte nicht zu sehr schwitzen (hat aber schon Winterfell und schwitzt daher schnell) und wenn es doch mal naßschwitzt möglichst erst trocknen vor dem nächsten Trab oder Galopp. Trocknen dauert bei Winterfell lange. Im Schritt muss sich der Reiter aber nicht sonderlich anstrengen und friert daher bei kühlen Temperaturen leicht. Aber es ist Herbst und ich werde noch öfter frieren.
Ich genieße die Luft, das Rauschen der Bäume, es gibt noch Singvögel, Raben krächsen, Damwild kreuzt unseren Weg und ein Förster begegnet uns mit seinem Auto. Eine Motorsäge tönt durch die Ruhe und in der Nähe des nächsten Dorfes läuft uns ein kleiner Hund zu. Als ich gerade überlege ob ich den Hund auf dem Pferd transportieren könnte um ihn aus dem Wald zu retten ruft ihn jemand und er rennt erleichtert weg. Wahrscheinlich hatte er die Hoffnung sein Herrchen zu finden auch schon fast aufgegeben.
Auch das Wetter hält sich. Herrlich...
Vor der Landstraße steige ich wieder ab und lockere den Sattelgurt etwas. Über 2 Stunden waren wir unterwegs. Das Pferd ist fast trocken. Ich freue mich schon auf meine nächsten freien Tag. Ob dann wieder Reitwetter ist?

Samstag, 13. Oktober 2007

Pferdemarkt in Gutengermendorf

Heute war in Gutengermendorf Pferdemarkt. Diese Event konnten wir uns nicht entgehen lassen. Es geht nicht ums Pferdekaufen oder -verkaufen, sondern man trifft sich mal wieder. Unbedingt nötig da wir schon den Havelberger Pferdemarkt wegen Arbeiten-müssen verpasst haben. Das Wetter hat mitgespielt und als wir ankamen war die Auto-Parkplatz-Wiese schon halb voll. Auf den kostenlosen Kremserchattel ins Dorf konnten wir verzichten, es waren nur ein paar Schritte. Ein paar Euro Eintritt und wir waren mitten im Getümmel. Trödler und Markthändler aller coleur. Es gab fast alles, afrikanischer Schmuck, handaufgezogene hausgeschlachtete Enten, Mopeds (eine tolle Schwalbe, wie neu pulverbeschichtet und mit neuem Motor-800,-€ wurden aufgerufen), zahlreiches Fell- und Federvieh, ein Bock hat den ganzen Platz pafümiert), Pferdezubehör, Bundeswehrbedarf (für den Freizeitreiter interessant) , CD´s, Video´s, Kleidung, Trödel, Kutschen, Hausmacherwurst, Honig, Ponyreiten, Metallwaren, Haushaltsbedarf u.s.w. sogar Vorwerkstaubsauger. Eine Kapelle spielte, Linedanzer und ein Moderator unterhielten das sehr zahlreiche Publikum. Nach einer Sondierungsrunde stellte ich fest, das ich ja doch etwas brauchte. Ein Kompass mußte her, da mich meine digitale Kompassuhr auf einem Ausritt in die Irre geschickt hat. Ich hab dann zwar mittels Sonne den richtigen Weg doch noch gefunden, aber scheint die Sonne immer ? Auf der Suche nach dem Kompass (3,50€) stach mir ein großes Bild (15,-€) ins Auge, mit Reitern im Herbstwald, im Wohnzimmer ist noch eine geeignete Wand an der bisher ein Kalender von Redefin 2004 hängt , auf dem Weg zu dem Bild bin ich über einen Schlafsack (9,-€) gestolpert, so einen Schlafsack braucht man für einen Wanderritt, oder nicht ? irgendwann - wenn ich dann mal in die große weite Welt reite - habe ich einen Schlafsack, Komfortbereich bis +5°C. Da es nun schon nicht mehr darauf ankam und ich offensichtlich im Kaufrausch war erstand ich ein allerdings wirklich dringend gebrauchtes langes Stirnband (4,-€) für meine Reittrense und eine dünne Sturmhaube aus Baumwolle (5,-€ und kein Handeln möglich) beim Bundeswehrhändler, der nächste Winter kommt bestimmt, und das Teil läßt sich sicher gut unter dem Reithelm tragen.

Die vorhandenen Pferde und größtenteils Ponys habe ich mit nicht näher angesehen. Die Zeiten wo ich da nicht wiederstehen konnte sind nun lange vorbei. Ich hatte aber den Eindruck, dass es eine recht ordentliche Qualität war.

Alles in allem ein sehr gelungener Tag, wenn wir auch leider nicht alle alten Bekannten getroffen haben.

Auf dem Rückweg, beim Tanken hielt an der anderen Zapfsäule ein Kombi mit 2 Ziegen im hinteren Teil des Autos. Natürlich Bekannte, ganz stolz auf den günstigen Einkauf.

Im nächten Jahr, am ersten Septemberwochenende dann wieder in Havelberg ...

Katharina

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Reiten im Gelände mit "Naturhindernissen" Teil 2

Gestern bin ich wieder an den "gesperrten" Wegen vorbeigekommen. Wie gesagt, ich muß die Strecke nicht reiten es gibt noch andere schöne unbefestigte Wege. Ich habe besagtes Gelände also nur am Rande gestreift, als mir ein leuchtend weißes Schild an einem Hochstand ins Auge springt. Bei näherem besehen ist es ein mit Computer beschriebenes A5 Blatt in einer Klarsichtfolie mit folgendem Text: ACHTUNG JAGD; LEBENSGEFAHR. Ich dachte ich sehen nicht richtig. Sicherlich ist es gefährlich, wenn gejagt wird, aber doch wohl für die Rehe und nicht für Reiter, Jogger oder Pilzsucher und soweit ich weiss, können Rehe nicht lesen. Oder doch ... vielleicht hab ich ja was verpasst ? Ich bin später extra noch mal hin um zu fotografieren, leider ist das Foto nicht gelungen, man sieht nur das Schild Schrift ist nicht zu erkennen, hab aber Zeugen.

Wie gesagt, man nimmt ja Rücksicht, wenn da stehen würde - Jagd am soundsovielten oder Jagd von dann bis dann - könnte ich das ja auch noch verstehen. Aber was wird wenn nun jeder Jäger sein Revier so aggressiv absteckt ? Ist der Wald dann nur noch für Jäger da ? Soweit ich weiß, ist Jagen auch nur ein Hobby, genau wie Reiten, Joggen oder Pilzesammeln.

Viele Grüße aus dem schönen Brandenburg
von Katharina